Featuring Future Conference – Energie und Mobilität: Die Wende
Am 31.5.2023 lud die BOKU zur hochkarätig besetzten Zukunftskonferenz in Kooperation mit den Wiener Stadtwerken. Namhafte Expert*innen diskutierten unter dem Motto „Energie und Mobilität: Die Wende“ eine Reihe brisanter Themen. Die Wiener Stadtwerke-Gruppe war erstmals als Hauptsponsor mit dabei.
Vor rund 500 Konferenzbesucher*innen vor Ort und auch im Livestream begrüßte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler die Anwesenden: „Wir haben vor drei Jahren in Österreich eine Aufholjagd im Klimaschutz gestartet. Aber wir sind noch längst nicht fertig, denn Klimaschutz ist kein Sprint, sondern ein Marathon.“
„Die Klimawende gelingt uns nur“, so der stellvertretende Generaldirektor der Wiener Stadtwerke Peter Weinelt, „wenn wir diese innovativen Lösungen gemeinsam auch umsetzen. Wir suchen Vordenker*innen, die geschicktesten Hände und die besten Köpfe, um Wien in die Klimaneutralität zu führen.“
Brisante Themen und renommierte Keynote-Speaker
Worauf kommt es bei erneuerbaren Technologien an? Wie gestalten wir alternative Mobilitätskonzepte für morgen? Wie können wir die vorhandenen Ressourcen möglichst effizient nutzen? Was braucht es, damit Konsument*innen ihr Verhalten für das Klima ändern? Welche Rolle spielt die Zivilgesellschaft für die Klimawende?
Antworten auf diese und weitere brennende Fragen suchten hochkarätige Experten*innen wie der deutsche Forscher für Regenerative Energiesysteme Volker Quaschning, der dänische Stadtplaner Jan Gehl, die Vordenkerin für Umweltpolitik Sina Leipold, der Soziologe und Sozialpsychologe Harald Welzer und der BOKU-Professor für Klimapolitik Reinhard Steurer. Durch das Programm der fünf Themenblöcke führte die ORF-Journalistin und Moderatorin Barbara Stöckl.
Ausbau der Erneuerbaren Energien forcieren
Gleich mitten ins Epizentrum des Themas führte die Auftakt-Keynote des für erfolgreiche Wissenschaftskommunikation mehrfach ausgezeichneten Professors für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule Technik und Wirtschaft, Berlin, Volker Quaschning: „Immer neue Hitzerekorde, Dürresommer und Naturkatastrophen führen uns immer drastischer vor Augen, dass ein ungebremster Klimawandel dramatische Auswirkungen für die Menschheit haben wird.“
Dem häufig vorgebrachten Argument, dass der dringend erforderliche Ausbau erneuerbarer Energien viel Geld koste, hält er entgegen, „dass das alles nur eine Frage der Prioritätensetzung ist, denn das Geld ist ja da.“
Lebenswerte Städte für Menschen bauen
Die Keynote zum Topic „Verkehrswende“ widmete sich der Verbesserung der städtebaulichen Infrastruktur und der Optimierung der Lebensqualität der Menschen. „Im Gegensatz zu Dubai und den High-Tech-Städten sind viele Städte bereits auf dem besten Weg, sanfte, menschenfreundliche und grüne Lösungen zu entwickeln, die sich auf das Gehen, Radfahren und die Nutzung guter, öffentlicher Verkehrsmittel konzentrieren“, so der Architekt Jan Gehl, der Stadtentwicklungsprojekte auf der ganzen Welt betreut.
„Bessere Städte für das Zufußgehen und Radfahren zu schaffen, ist billig, gut für alle, gut für die Gesundheit, grün und gut für das Klima. Und vor allem ist es ein Modell, das unabhängig von der Wirtschaftslage sofort in allen Städten der Welt angewendet werden kann.“
Ressourcen möglichst effizient nutzen
Fragen rund um Materialnutzung, Synergien und Werte prägten den Schwerpunkt über Kreislaufwirtschaft. „Bei unserem Streben nach effektiven Lösungen für den Klimawandel ist es entscheidend, dass Forschung nicht nur technisch machbar, sondern auch sozial und ökologisch verträglich ist“, so Sina Leipold, Leiterin des Departments Umweltpolitik an der Universität Jena.
In seinem Einstiegstalk unterstrich auch Willi Haas vom Institut für Soziale Ökologie der BOKU die Bedeutung von Erzählungen, wenn es um das gesellschaftliche Umdenken im Zusammenhang mit der Klimakrise geht: „Wir müssen die Vorteile eines geänderten Lebensstils so unwiderstehlich machen, dass wir es alle gerne machen.“
Alexander Kirchner, Bereichsleiter Wien Energie, Asset Betrieb und Service, betonte, dass wir eine Kreislaufkultur und eine Kreislaufgesellschaft bräuchten. Der Slogan müsse nicht lauten „Geiz ist geil“, sondern vielmehr „reduce, rethink and redesign ist geil“.
Konsum neu denken
Wohlstand ist nicht identisch mit Konsummöglichkeiten. Mit dieser provokanten Ansage begann der Soziologe und Sozialpsychologe Harald Welzer seine Keynote. „In der Erfindung der sozialen Marktwirtschaft lag nicht die Idee zugrunde, dass der Sinn des Lebens darin liegt, von allem immer mehr zu haben.“
Inzwischen dienen die Menschen den Produkten und nehmen pausenlos Befehle von ihren Autos, ihren Kaffeemaschinen oder Chat Bots entgegen. „Wenn wir weiterhin so leben wie jetzt, dann gehen zwei Drittel der in allen Windparks und PV-Anlagen gewonnenen Energie nur für Verschwendung und zerstörerischen Quatsch drauf“, so Welzer, der bereits zahlreiche Bücher zu gesellschaftspolitischen Fragen und zur Nachhaltigkeit geschrieben hat.
Sich der Klima-Realität stellen
Den Abschluss der Konferenz bildeten aktuelle Fragen rund um das Thema Klima-Aktivismus. BOKU-Professor für Klimapolitik Reinhard Steurer hielt fest: „Seit 2019 werden wissenschaftliche Warnungen deutlich wirksamer von Klima-Aktivist*innen transportiert. Klima-Aktivismus ist also längst nicht nur Verstärker der Wissenschaft, sondern vor allem auch Katalysator für Veränderungen, die von Wissenschaftler*innen aktiv unterstützt werden sollten.“ Die Narrative eines Scheinklimaschutzes würden gerne gehört und verbreitet, darin seien Österreich, aber auch die internationale Klimapolitik Meister.
Während der gesamten Konferenz bot die Networking Area der Wiener Stadtwerke-Gruppe den Teilnehmer*innen die Chance, auf Augenhöhe Job-Möglichkeiten auszuloten. Gerade für BOKU-Studierende gibt es bei den Wiener Stadtwerken zahlreiche relevante Praktika, Traineeships, das Klimaschutz-Traineeprogramm und Chancen zum direkten Jobeinstieg.
Die Zukunftskonferenz der BOKU kann auf der Website der BOKU nachgesehen werden. Es lohnt sich!
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